Geschichte der Massage aus aller Welt

Text von: Frank B. Leder und Kali Sylvia von Kalckreuth

Es geht darum, im Körper zu Hause sein

In diesem Beitrag gehen wir zunächst auf die Entwicklungsgeschichte der Massage- und Berührungsarbeit ein. Wir beschreiben, dass gerade in der modernen, schnelllebigen Zeit, in der auf die Menschen so viele Informationen und Eindrücke einströmen, auf die sie reagieren (sollen), Berührung im therapeutischen Kontext ein wichtiges Hilfsangebot ist, um die Balance zu bewahren.

Wir möchten auch die ungezählten Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich der Massage- und Körperarbeit würdigen, die weltweit und seit alters her Menschen viel Gutes tun und mit dem unterstützen, was wir immer bei uns tragen: Unsere feinfühligen Hände, unser mitfühlendes Herz und unsere freundlichen Worte. Mit diesen Praktikerinnen und Therapeuten fühlen wir uns verbunden, und die zugrundeliegenden Prinzipien dieser „Berührungstradition(en)“ lehren wir.

Geschichte und Verbreitung

Du könntest in viele Länder reisen und einfach fragen, wo es eine gute Massage gibt. Die Chancen, dass du sofort verstanden wirst, stehen sehr gut. Denn das Wort Massage wird in vielen Sprachen verstanden, z.B. im Deutschen, Französischen, Englischen, Spanischen und selbst im Russischen. Das ist keineswegs selbstverständlich. Scheinbar wichtigere Begriffe, die jeden täglich betreffen, sind dagegen so unterschiedlich: Liebe, l’amour, love, oder Leben, la vie, life, oder Geld, l’argent, money, oder Frieden, la paix, peace.

Menschen sind Berührungswesen

Ohne Berührung ist unsere Gattung schlicht undenkbar. Berührung ist wie ein Grundnahrungsmittel. Und Menschen sehnen sich danach, möchten berühren und berührt werden. Berührung ist auch eine sehr ursprüngliche, intuitive Heilkunst. Könnte es sein, dass sich in dem international verstandenen Wort Massage auf geheimnisvolle Weise etwas zum Ausdruck bringt, was uns sagen möchte: Es ist die Berührung, die uns alle auf einer zutiefst menschlichen Ebene verbindet, und das verstehen wir!

Zu den ältesten schriftlichen Anweisungen für Heilmassagen (vor 5.000-6.000 Jahren) zählen jene aus Indien (Ayurveda) und China (Traditionelle Chinesische Medizin/TCM). Aus dem Drücken und Reiben spezieller Punkte (Akupressur) entwickelte sich sowohl die Akupunktur als auch später die Shiatzu-Methode (Japan). Massagen waren zugleich häufig ein Versuch, krank machende Dämonen auszutreiben und wurden deshalb ursprünglich in vielen Kulturen von Heilerinnen (Hawaiianische Massage) und Medizinmännern zusammen mit magischen Handlungen durchgeführt. Auf ägyptischen Tongefäßen aus dem 3. Jahrtausend vor Christus finden sich Abbildungen von Massagetechniken. Über den Mittelmeerraum gelangten die östlichen Kenntnisse allmählich nach Europa. Im antiken Griechenland wurden dann Massagen auch ohne »Zaubervorstellung« zur medizinischen Behandlung eingesetzt.

Schon Hippokrates empfahl Massagen

Im 5. Jahrhundert vor Christus wurden Sportler und Kranke auf Geheiß des griechischen Arztes Hippokrates mit duftenden Ölen und Salben massiert. Im »Corpus Hippocraticum«, einer Sammlung von etwa 60 medizinischen Schriften, wird als Therapieform auch die Massage erwähnt. Über die römischen Bäder verbreitete sich diese Therapie auch im arabischen Raum. In der christlich-mitteleuropäischen Kultur ging das volkskundliche Wissen über Massagetechniken vorübergehend verloren. Erst am Ende des 16. Jahrhunderts besann man sich wieder der wohltuenden Behandlung, als Ambroise Paré (vermutlich 1510 – 1590, als Reformator der französischen Chirurgie geltender Arzt) Massagen in der Nachbehandlung von Verletzten anwendete. Im 19. Jahrhundert wurden die Techniken von Per Henrik Ling (1776 –1839), einem schwedischen Heilgymnasten, sowie dem holländischen Arzt Johann Georg Mezger (1839–1901) zu der im Wesentlichen heute noch gültigen Form der klassischen Massage geformt und vom deutschen Orthopäden Albert Hoffa (1859-1907) in ihren Techniken beschrieben. Auch Sebastian Kneipp (1821-1897) ist in diesem Zusammenhang zu nennen.

Psychosomatik und Verfahren unserer Zeit

Grundlagen der Psychosomatik und die Integration von Massage und Psychotherapie beschrieb der deutsche »Badearzt« Georg Groddeck (1866–1934). Im 20. Jahrhundert entwickelten sich spezielle Formen, die einzelne Körpersysteme ansprechen, z. B. Reflexzonenmassage, Bindegewebsmassage oder die Lymphdrainage. Auch Methoden, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, gründeten sich, z. B. Biodynamische Massage, Esalen Massage, TouchLife Massage oder Neurobiologische Regulation NBR nach Henkel. Ein relativ neues Anwendungsgebiet ist auch die mobile Massage am Arbeitsplatz. Im deutschsprachigen Raum gehört TouchLife für diese spezielle Dienstleitung seit über 20 Jahren zu den Wegbereitern. Dabei geht es um Mitarbeitermotivation und die Senkung des Krankenstands. In diesem Kontext wird Massage im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements für mehr Gesundheit am Arbeitsplatz eingesetzt. Die Kosten dafür tragen häufig die Unternehmen.

Stand der Forschung

Die positive Wirkung von Berührung auf den Organismus ist wissenschaftlich gut belegt und unter Fachleuten allgemein akzeptiert. Sie beruht auf einem komplexen Zusammenspiel mechanischer, physiologischer, biochemischer, neurologischer sowie psychologischer Faktoren. Berührung stimuliert z.B. eine vermehrte Ausschüttung bestimmter chemischer Substanzen im Gehirn, die sogenannte Schmerzzentren im Zentralnervensystem vorübergehend betäuben können. Diese Zusammenhänge finden z.B. auch in der Onkologie bzw. der Psycho-Neuroimmonulogie zunehmend Beachtung. Massage ist aber nicht nur mechanisch als Einwirkung geschulter Hände auf den Körper zu betrachten, um Muskeln, Bindegewebe (Faszien) und Sehnen zu entspannen. Berührung spendet auch Zuwendung und Geborgenheit, man darf sich ausruhen und kann loslassen. Zu Recht ist Massage deshalb als eine wirksame Anti-Stress-Methode bekannt. Neuere Studien beschäftigen sich damit, wie sich ein gesteigertes Körperbewusstsein und Selbst-Achtsamkeit auswirken, die durch das Empfangen von Massagen entstehen. Zusätzlich zu den physiologischen Effekten konzentrieren sich besonders die achtsamkeitsbasierten Methoden auf diese Wirkungsebenen.

Massage mit und ohne Rezept

Seit 70 Jahren werden in Deutschland Massagen unter bestimmten Voraussetzungen auf Rezept verordnet. Diese Behandlungen dauern leider nur ca. 15 Minuten und werden ausschließlich von den staatlich anerkannten, medizinischen Masseur*innen bzw. Physiotherapeut*innen verabreicht. Es gibt über 40.000 Praxen, und besonders in den Ballungsgebieten herrscht wegen hoher Nachfrage Personalmangel. Orthopäden verschreiben Massagen z.B. bei schmerzhaften Verhärtungen in der Rückenmuskulatur und nennen das ein HWS-, BWS- oder LWS-Syndrom (Halswirbel-, Brustwirbel-, Lendenwirbelsäule …). Erhielt jemand in den 80ziger Jahren Massagen verschrieben, wurde das Rezept auf 8 Behandlungen ausgestellt. Waren die rum, gab es nochmals 8. Heute werden bei gleicher Indikation 4 Behandlungen verschrieben und das Folgerezept muss extra begründet werden. Dafür gibt es jetzt glücklicherweise in vielen Hotels, Fitnessstudios und Saunabetrieben Wellness-Massagen sowie ganzheitliche Angebote wie Shiatzu, Ayurveda, Craniosakrale Therapie, Fußreflexzonenmassage, Reiki und natürlich auch TouchLife. Diese komplementären, das heißt die Schulmedizin ergänzenden Verfahren, haben gemeinsam, dass sie nicht auf Rezept verordnet werden. Menschen brauchen Berührung. Wo Kassenleistungen gekürzt werden, wachsen neue Angebote in die Lücke und tragen dazu bei, Gesundheitsangebote verfügbar zu erhalten.

Moderne Herausforderungen: Stress, Hektik, Überforderung

Er ist schnell, unser Zeitgeist. Wir Menschen sind schnell. Kannst du noch mithalten? Wie fühlt sich das „Informationszeitalter“ für dich an? Wie gehst du mit all den Krisen und Krisenstimmungen um, die die Welt in Atem halten? Manche fühlen sich überschüttet und überfordert, von all dem, was auf sie einstürmt, E-mails, soziale Netzwerke, Nachrichten … Die Liste ist lang. Wir leben im Global Village. Die Vision, mit allen Menschen auf diesem Planeten wie in einer großen Familie verbunden zu sein, ist wunderschön. Teil davon ist, dass wir durch die Vernetzung auch von vielen Problemen, Leid und Schwierigkeiten erfahren, die zwar nicht immer unser nahes Umfeld betreffen, aber von denen wir uns doch direkt oder indirekt betroffen fühlen. Wir sitzen in einem Boot. Das appelliert an unsere Fähigkeit zum Mitfühlen, aber es kann auch Überforderung, Frustration und Sorgen auslösen.

Sich im Körper bewusst spüren zu können, ist eine Ressource

Konsumieren wir zuviel, kann ein Gefühl von Leere entstehen. Nicht die Art von Leere, die angenehm und ruhig ist, sondern die Art, die sich sinnlos und unzufrieden anfühlt. Wie kommt es dazu? Wenn die Aufmerksamkeit sich hauptsächlich nach außen richtet, verkümmert unser Innenleben. Die Achtsamkeit für Körper und Geist schwindet und damit geht das Gefühl der Sinnentleerung einher. Für eine Weile ist es möglich, sich davon abzulenken und beschäftigt zu sein. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem der Mensch freiwillig oder gezwungener Maßen anhält und sich und seinen Zustand bemerkt. Der Geist kann sich unruhig anfühlen, das berühmte Hamsterrad. Der Geist kann durcheinander sein, und der Mensch weiß gar nicht mehr, was ihm gut tun würde. Ein Gefühl von Getrenntsein kann auftauchen, wie ganz allein sein mitten im großen Nirgendwo. Der Körper ist vielleicht angespannt, schmerzt sogar, vibriert, der Puls geht schnell und darunter liegt die Erschöpfung. Dieser Zustand ist ziemlich unangenehm …

Da ist jeder von uns aufgerufen, sich immer wieder auszubalancieren, zu erden, zu entspannen. Massage und Körperarbeit sind in diesem Zusammenhang für viele eine große Hilfe.

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Hände berühren den Rücken, das fühlt sich gut an.